David Lynch Filme

  • Ich muss sagen, ich referiere seine frühen surrealen Werke. Wie The Grandmother von 1970 oder Eraserhead. Jedoch ist The Straight Story auch eine sehr sympathische Geschichte, auch wenn sie von Lynchs alten Werken doch stark abweicht.

  • @ 0128


    Meinst du:


    -du referierst über seine frühen surrealen Filme?


    oder


    -du präferierst seine frühen surrealen Filme?


    Ich habe beim Überfliegen erst ersteres gelesen und dachte, dann kennst du als Dozent ja bestimmt viele empfehlenswerte deutsprachige Interpretations- und Analyseseiten zu Lynch, nach den ich dich Fragen wollte. Bis ich dann das Fehlen des Wortes "über" bemerkte und es mir in den Sinn kam, dass es sich auch einfach um ein Schreibfehler handeln könnte.


    Aber die Frage nach Interpretationsseiten kanns du - oder auch die anderen - ja evtl dennoch beantworten, ganz gleich wie der Fall schlussendlich gelagert ist;)


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    Ich kenn bisher nur Blue Velvet und Mullholland Drive von ihm. Wobei es dabei nicht bleiben wird.


    Mein erstes einschneidendes Lynch-Erlebnis:

    Ich hatte mit 12,13 die Nacht sturmfrei und war fest entschlossen Nachts - verbotenerweise - irgendeinen krassen Horrorfilm zu sehen - war meine pubertäre Horrorphase ;) . Irgendwie bin ich dann aber bei Blue Velvet gelandet, den ich wegen der Szene am Anfang mit dem Gärtner auch erst für nen Horrorfilm hielt.
    Musste dann aber feststellen, dass Blue Velvet nix mit Horror am Hut hat - sondern viel viel schlimmer war, viel verstörender und intensiver als alles was ich bis dahin kannte und Freddy, Jason und Michael Myers waren mit einem mal - schlagartig - garnicht mehr sehr sooo cool.


    Der Film hat damals mein junges Bewusstsein gesprengt und mich am ende vollkommen beeindruckt und verstört zurückgelassen. Ich bin damals mit einem sehr eigentümlichen Gefühl ins Bett gegangen und habe da noch Stunden über das alles nachgedacht was meine jungen Augen da gesehen hatten.


    Den Anfangssong blieb mit Ganzen Jahre im Ohr - Bluuuuuue Veeeelveeet, so hat sich der Filmtitel tief in mein Hirn gebrannt.
    Vor 3 Jahren hab ich dann Mullholland Drive gesehen und war vollkommen beeindruckt und verstört zugleich (ich denke heute noch über den Film nach).
    Beim durchstöbern der David Lynch-Discographie auf Wiki, fällt mir dann fast das Gesicht aus dem Hals - da sehe ich unter den ganzen Filmtiteln doch Tatsächlich auch den Namen meines einschneidenden Kindheitserlebnisses stehen - Blue Velvet ......Dieser großartige Künstler hat mich also 11 Jahre Später wiedereinmal drangekriegt :crazy:


    Ein grandioser Regisseur - einer der größten unserer Zeit.
    Auch wenn - oder grade weil - ich bei Mullholland Drive mit den diversen Interpretationsmöglichkeiten vollkommen überfordert bin (zumindest nach einmaliger Filmsichtung) gehört er zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Den werde ich mir noch oft anschauen, alleine um noch viel mehr in diesem wahnsinnig gehaltvollen Film zu entdecken und aus ihm herauslesen zu können.

  • Vorlieben für Lynch- Filme mit Rangordnung:


    1. Blue Velvet - Absolutes Meisterwerk. Wie bei dem anderen User ein paar Posts zuvor meine erste Lynch-Erfahrung, wohl der Film von Lynch, der am meisten über jeder Kritik steht.


    2. Wild at Heart. Etwas verspielter und "poppiger" als Blue Velvet, romantisch und brutal zugleich. Das einizige, was mich bis heute etwas an dem Film stört, ist die Wahl von Laura Dern als Hauptdarstellerin.
    Nicht mißverstehen - sie ist eine kompetente Schauspielerin, die ich in anderen Filmen (etwa in Blue Velvet) auch gerne sehe. Auch in WIld at Heart spielt sie im Grunde gut. Da ihre Rolle aber als eine Art metaphorische Verkörperung unmittelbarer und intensiver weiblicher Attraktivität angelegt ist, also als eine Art Platzhalter für uramerikanische Ikonen wie Marilyn Monroe, halte ich Dern bis heute einfach nicht für die beste Besetzung für die Rolle(sie erinnert mich vom Look eher an Steffi Graf). Stört mich aber alles nicht so sehr, dass es mir diesen Film verdirbt.


    3. Mulholland Drive. Für mich das Comeback von Lynch, nachdem mich Lost Highway in den 90ern doch etwas kaltgelassen hatte. Ging fast widerwillig mit meiner Freundin ins Kino, kam dann aber voller neu aufgefrischter Lynch-Euphorie wieder heraus. Viele Ideen - etwa der Logikbruch in der Mitte des Films - waren schon von Lost Highway bekannt, hier werden sie allerdings wesentlich befriedigender eingesetzt, der Film ist insgesamt auch vielschichtiger und bewegender als Lost Highway. Schade, dass Lynch sich seit damals nur noch mit dem m.E. nur teilweise gelungenen "Inland Empire" - und mit albernen Sektengeschichten hervorgetan hat.


    4. Twin Peaks. (Die Serie). Hat das Prinzip Fernsehserie revolutioniert und im Grunde auch damals schon mit eingeleitet, dass das US-Fernsehen heute Serien mit dem Niveau und dem Innovationsgrad von "The Wire", "Game of Thrones", "Mad Men" etc. produzieren kann. Kann aber m.E. in der zweiten Season nicht mehr an die Intensität der ersten Staffel anschließen und spinnt vieles auf eher unbefriediegende Art und Weise zu Ende. Auch der - eher durchwachsene - Kinofilm kann diese Schwächen nicht mehr ganz ausgleichen. Trotzdem ist "Twin Peaks" ein Klassiker, fast schon ein Fernseh-Mythos.


    5. Eraserhead. Grossartig, lange Zeit sehr schwer zu bekommen. Für mich keine ganz so persönliche Erfahrung wie WaH oder TP, sehr bizarr und verstörend, trotzdem ein absolutes Meisterwerk.



    6. Dune. Ist eigentlich keine durch und durch gelungene Verfilmung des Herbert-Stoffes und von Lynch selbst auch später öffentlich als sein "kommerziellster" FIlm verstoßen worden. Wirkt irgendwie "unvollendet" und hat vielleicht ein paar "cheesy moments" (die Musik von Toto zum Schluss fand ich immer etwas unpassend). Dennoch liefert er einige einzigartig stimmungsvolle Bilder und Set-Designs.


    Zu den übrigen nur noch kurz


    "Straight Story" - Lynch bürstet sich selbst gegen den Strich. Kein schlechter FIlm, andere holen aus solchen ruhigen Road Movies aber künstlerisch noch mehr raus (etwa: "Paris, Texas" von Wenders).


    "Der Elefantenmensch" - Tolle Schwarz/Weiss - Bilder, menschelt mir aber mitunter zu sehr . Ich schätze eher die abgründigen Sachen von Lynch. Trotzdem sicherlich ein guter Film.


    "Inland Empire" - Ein paar Längen und eine teils zu artifiziell und manchmal billig wirkende Video-Optik überschatten für mich viele interessante Ansätze. Die visuellen Experimente sind nicht orginell oder eigenständig genug, um mich vollkommen zu überzeugen - das kannte man alles schon von diversen Video-Clips.


    "Lost Highway" - Lässt mich zu unbefriedigt zurück. Ein Film, bei dem einzelne Szenen und formale Ideen für sich genommen großartig wirken, aber ein Gesamteindruck des Prätentiösen, selbstgefällig Kryptischen zurückbleibt. Hat mich damals wie oben erwähnt eher etwas in Distanz zu Lynch gebracht. Habe LH seitdem aber doch liebgewonnen, als Zeitgeistportrait der ausgehenden 90er Jahre und als eigenwilligen "Schock-Rock" - Noir über eine zerstörerische "amour fou".


    Die alten Kurzfilme habe ich seit Jahren auf DVD, habe sie mir aber noch nicht angesehen (spare mir das noch auf). Ziemlich unbekannt und vielleicht empfehlenswert für Lynch-Fans ist noch "Hotel Room", ein experimenteller Fernseh-Mehrteiler. Bekommt man hierzulande aber leider nicht auf DVD.

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