sie leben - they live (1988, John Carpenter)

  • genial, Kult - Parabel, Metapher - tiefgründig, kritisch - Topfilm !


    Erstmal etwas zur reinen Handlung: Amerika ... in den späten 80er'n. Allgemeine Wirtschaftskrise und Inflation kennzeichnen diese Dekade. Für viele, die träge und desinteressiert an ihren eigenen Problemen und besonders, denen der anderen geworden sind, bedeutet die heimische Glotze das, was heute das Internet darstellt. Überall ziehen "Wanderarbeiter" über das Land. Einer von ihnen ist der arbeits, - und, meißtens, auch obdachlose (Roderick George Toombs, - niemand anderes als der Wrestler "Rowdy" Roddy Piper) John Nada.


    Dieser verschafft sich, in Los Angeles, Aushilfsarbeit auf einer Baustelle.


    Abends nimmt ihn ein Kollege (Keith David) mit in eine kleine Barackensiedlung. Als dort aber noch in der Nacht plötzlich die Polizei auftaucht, und den Platz mit Bulldozern räumt, flüchtet Nada in eine, nahegelegene Kirche. Dort im Keller angekommen, beobachtet er gerade noch paar Menschen, die sich jetzt auch sehr verschwörerisch benehmen.


    Er muß mit ansehen, wie ein blinder Priester draußen brutal von der Polizei zusammengeschlagen wird und es Massenverhaftungen, völlig ohne jeden ersichtlichen Grund, gibt. Weil er keinen "Ärger" möchte, verhält er sich aber zunächst selber noch ruhig, hält sich zurück. Neugierig ist er allerdings (geworden) ... und so, inspiziert er allein am nächsten Tag nochmal diesen Ort.


    Als er wieder die Kirche verlassen will, entdeckt er jetzt einige Kartons voller Sonnenbrillen. Er nimmt sich davon eine mit und versteckt auch den Rest vorsorglich erstmal in einer Mülltonne.


    Zurück in der Stadt, setzt er sie auf und ... von nun an bekommt er sehr verblüffende Dinge zu Gesicht: die Werbeplakate z.B. zeigen ganz plötzlich keine Produkte mehr an, sondern, nur noch scheinbar ominöse Befehle wie "konsumiere", "gehorche", "schlafe", "sie fern" oder "keine unabhängigen Gedanken" ...


    ... das gleiche in Zeitungen und, vor allem, im Fernsehen. Noch dazu, sehen einige Menschen plötzlich auch ganz anders aus. Sie alle haben auf einmal ganz fahle, wie verfault wirkende, graue Gesichter, die an Totenschädel erinnern. Aber, auch das Geld trägt Botschaften ("das ist euer Gott"). Farben verschwinden, - alles erscheint nur noch lediglich in schwarz - weiß.


    Auf den Laternen und Ampeln befinden sich kleine Parabolantennen, die ebenfalls einlullende Parolen permanent ausstrahlen. Die gesamte Bevölkerung ist also quasi unbemerkt manipuliert worden ... und wird wie in einem allgemeinen Dämmerzustand gehalten.


    Nada erkennt, langsam aber sicher, daß es sich hier um Außerirdische handelt, denen sogar manche Menschen anscheinend konspirativ dienen (und so bevorzugt behandelt werden). Doch diese entdecken ihn nun natürlich auch, da er sich aufällig verhält, und machen Jagd auf ihn ...


    Mehr, möchte ich bis hierhin erstmal nicht mehr verraten, da diesen Film aber ohnehin - fast - jeder kennt, ist sowas auch nicht notwendig.


    Lange, sehr lange habe ich gezögert, eine würdigende Rezension zu "sie leben" (aka "they live", - so lautet der Originaltitel dieses Carpenter Film's aus dem Jahre 1988) zu schreiben. Allerdings, auch ständig, immer wieder den Wunsch danach verspürt. Ja, maches mal, kann ich mir selbst nicht meine derartig große Faszination an diesem ansonsten recht simplen Streifen erklären. Aber, sie ist eben einfach da.


    Und, war es bereits, gleich nach dem allerersten ansehen, damals schon, noch auf VHS. Aber, gerade hier, geht es ja, so wie mir, nun wirklich etlichen anderen ;)


    Was Regisseur John Carpenter hier, bereits lange vor "Matrix" usw., geschaffen hat, ist mehr als nur mit vergleichsweise einfachen Mitteln einen sehr guten Film abzuliefern. Es ist richtig, tauscht man dieses Alien Thema hier aus bzw. sieht die gezeigte Verschwörung mal als Metapher, oder auch, einfach nur als Parabel ... bleibt eine 100 prozentig, lupenreine Gesellschaftskritik übrig !


    Jeder muß, oder besser, sollte sich fragen, ob ihm hier nicht - zwar mit einem Augenzwinkern und ja, durchaus ironisch gemeint zu verstehen - recht subtil ein Spiegel vorgehalten wird. Das der Film damals floppte, scheint m.M.n. auch damit ganz besonders zusammen zu hängen !? Niemand mag es, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird, wie einfach es ja, und banal doch ist, zum Mitläufer zu werden.

  • Ich kann den Film auch empfehlen. Ist natürlich nicht so actionreich wie heutige Filme aber die Handlung ist ziemlich gut und die Sprüche großartig:
    "I have come here to kick ass and chew bubblegum - and I'm all out of gum..."

  • Ein absolut geiler Film. John Carpenter ist leider ein sehr verkannter Regisseur und wird immer als "B-Movie Director" dargestellt. Wie unwissend diese Menschen doch alle sind...
    Der Film ist ein Meisterwerk und wunderschön sozialkritisch.
    Ich fand ihn auch mal in einem Part in voller Länge auf Youtube.

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